Das gibt es nicht gerade alle Tage: Eine Konstanzer Band probt knapp drei Monate, spielt dann gleich mal in einem angesagten Kölner Club (dem „Bogen 2“) – und kommt dabei auch noch sehr gut an! Die Rede ist vom Trio Somersalt, dessen Namen sich Fans von Indie-Pop und Alternative Rock ruhig merken dürfen. Denn Lizzy Branz (Gesang, Bass), Detlev „Deddy“ Eilhardt (Gitarre, Backgroundgesang) und Lars Kratzheller (Schlagzeug, Backgroundgesang) haben noch einiges vor. Und zwar will man in erster Linie „spielen, spielen, spielen“. So wie man das bisher im Proberaum in der Chérisy-Kaserne eifrig und leidenschaftlich tut beim Entwickeln und Arrangieren der Songs, zu denen Lizzy Branz die Texte und Grobgerüste liefert. Doch: „Es gibt nichts Schöneres, als live aufzutreten“, betont sie. Und Deddy Eilhardt fügt an: „Die Auftritte kommen jetzt.“
Die beiden kennen sich gut aus der früheren Alternative-Rockband Lizzan D., die es bis 2001 gab. Eilhardt machte danach „Psychedelic Art Noise“ mit der Radolfzeller Combo Flide Ma, Lizzy Branz spielte kurzzeitig bei einer Band namens Mote und pausierte dann einige Jahre – bis sie irgendwann das Gefühl hatte, wieder Songs schreiben zu können. Songs, die heute homogener, harmonischer seien als zu Lizzan-D.-Zeiten, als schräge Elemente, Breaks und Rhythmuswechsel die Musik prägten.
Die abwechslungsreich arrangierten, meist im Midtempo angesiedelten Songs bewegen sich irgendwo im Spannungsfeld von Größen wie Snow Patrol, Garbage, Alanis Morissette oder Verve. Das kam nicht nur in Köln gut an, sondern auch bei der Konstanz-Premiere Anfang April bei der Rocknacht im K9. Dies, so denkt man, liege vor allem daran, dass man authentisch sei. „Wir machen unser Ding“, betont Lizzy Branz. „In jungen Jahren versucht man immer eher, etwas zu sein“, ergänzt Deddy Eilhardt, der seit bald 40 Jahren Musik macht. „Ich spiele jetzt für mich – und fürs Publikum“, sagt auch Lars Kratzheller, der erst vor einem Jahr von Köln an den Bodensee zog, im vergangenen November zum Drummer-suchenden Duo Lizzy/Deddy stieß und prompt den Gig im Vorprogramm seiner früheren Gothic-Metal-Band Uncovered Noise in der Rheinmetropole im Januar vermittelte. „Die Harmonie in der Band ist einfach unheimlich gut“, schwärmt Kratzheller.
Viele Auftritte will das Trio machen, auch mal eine CD aufnehmen, doch aus dem Alter, wo man vom großen Erfolg träumt, sei man raus. „Wir müssen nicht mehr Rockstars werden“, so Lizzy Branz. Die Leidenschaft für die eigene Musik steht im Mittelpunkt – und natürlich auch die Freude, wenn das wie bisher gut ankommt. Doch eine Vision gibt's dennoch: „Mein großes Ziel ist die Waldbühne Berlin“, erklärt der frühere Ärzte-Fan Lars Kratzheller. Und Lizzy Branz lacht: „Das finde ich voll cool.“ Dieser Spruch habe im Interview nicht fehlen dürfen.